In fast schon „üblicher Manier“, legt uns Revell bei Neuerscheinungen den Bausatz als Model-Set vor. So gibt es auch den 1971 Oldsmobile 442 Coupe den ich in der Bausatzbesprechung ausgiebig vorgestellt habe …
Der Bausatz basiert auf dem 2009 vorgestellten `72 Hurst Oldsmobile Cutlass 442 (#85-4244). Die bisherigen Ausgaben waren allesamt Cabrios und dann wurde es erst einmal ruhig um diesen fantastischen Bausatz, Nun beschenkt uns Revell mit der Coupévariante des Oldsmobile 442.
Die Bezeichnung des „442“ bezieht sich ursprünglich auf seinen 4-fach-Vergaser, sein 4-Gang-Getriebe und seine 2-Rohr-Auspuffanlage. So ist es auch korrekt auf der Rückseite der Schachtel zu lesen.
Er hatte einen respektablen 7,5-Liter-V8 mit 340 netto SAE-PS. Die stärkere W-30-Variante leistete zehn PS mehr, hier weichen die Angaben auf der Schachtel etwas ab.
Der Cutlass, das Basismodell des 442 war in der Musclecar-Ära nicht zu verachten, obwohl für diese Spezies schon dunkle Wolken am Horizont aufzogen.
Jetzt aber zum Bausatz
Das Schachtelbild auf meinem allzeit ungeliebten Faltkarton, Seitenöffner oder wie auch immer das unpraktische Teil genannt wird, ist wie bei der „nicht-Set-Variante“ ausgezeichnet gestaltet. Nun ist einfach ein Karton mit den Farbtöpfchen, Kleber und Pinsel angeheftet.
Schön verpackt:
Auf dem Kartonblatt, worauf sich das Set befindet, sind noch Verarbeitungshinweise und ein Bildchen, was es noch im Regal von Revell gibt, was man (definitiv) noch benötigen könnte:
In voller Pracht das Zubehör ausgepackt…
…schauen wir uns mal die Farben an:
Hier legt uns Revell vier Farben (smaragdgrün, beige, feuerrot und braun) bei. Nun, dass man nicht alle zehn benötigten Farben beilegen kann ist schon klar.
Interessant ist die Auswahl dennoch, wenn man es genauer betrachtet.
Feuerrot 330 mischen mit braun 381 (30/80) für den kompletten Innenraum mit Dachhimmel, braun wird sonst nicht benötigt.
Den Rest Feuerrot an sich pur nur noch für die Batteriepole.
Mit dem Beige 314 (95%) und dem smaragdgrün 61 (5%) wird nur die Karosseriefarbe angemischt.
Aber wie weit soll die Farbe für die Karosserie ausreichen?
Mit dem Pinsel?
Blaue Seite für Flächen wie de Karosserie, rote für den Innenraum. So würde ich das Aufgrund der Pinselform bewerten.
Was erwartet uns, wenn wir den Bausatz aus dem Seitenöffner flott mal ausschütteln statt aus einem Topöffner ordentlich herausnehmen?
Eine Menge Bauteile, die aber mehr als ordentlich verpackt sind! Das macht Revell nach wie vor sehr gut: rein in Tüten. So kann weder etwas verkratzen, sich verheddern oder verloren gehen.
Angegeben ist er mit 124 Bauteilen. Verteilt sind sie auf 14(!) weißen Spritzlingen, einem klaren Spritzling für die Verglasung und einem Chromspritzling. Dann noch die Bauanleitung, die Decals, Reifen und der Bausatz ist komplett:
Die Bauteile sind durch die Bank sehr sauber, scharf gespritzt. Auch die Klarteile sind bestens. Kein Verzug, kein Lupeneffekt, keine Kratzer.
Die Reifen warten mit guten Profil auf, haben „wie immer“ beiliegende Decals für die Reifenbeschriftung und (leider) keine erhaben bedruckte Flanken. Der Vollständigkeitshalber die vier Pins, um die Räder an den Achsen zu befestigen.
Die Karosserie ist gut. Die Sicken der Türen und der Heckklappesind wie schon festgestellt dürftig und schwach ausgeprägt. Aus meiner Sicht sollte hier Hand angelegt werden um die Sicken nach zu arbeiten.
Von exzellenter Qualität und Farbgebung sind die Decals. Wir finden zwei Varianten der Streifen, schwarze und weiße Streifen je nach Karosseriefarbe zu wählen. Und dann sind noch sehr, sehr viele kleine Decals, die das Modell extrem aufwerten. Auch die Holzimitate ersparen eine „lästige“ Bemalung der Holzdarstellung im Innenraum. Perfekt!
Die Bauanleitung:
Die ersten Seiten mit Tipps, Zeichenerklärung gefolgt von den Farbhinweisen. 23 Farben….das ist mal eine Ansage. Das wieder Mischungsverhältnisse (70/25/5%) oder (95/5%) dabei sind, ist ein leidiges übel. Ob das Mischungsverhältnis für die Motorfarbe (im Original klares blaumetallic) oder die Karosserie auch so dann raus kommt, wie es „Saturn Gold“ sein soll, wage ich zu bezweifeln…hier hätte ich mir zumindest für die Karosserie eine „einfachere“ Farbe gewünscht. Apropos Bemalung:
Auf Seite 7 folgen eine Übersicht der Spritzlinge und dann geht es in 49 Baustufen bis zum fertigen Modell durch.
Die Bemalungshinweise in den einzelnen Baustufen sind ausgezeichnet dargestellt. Hier gibt es keine Unklarheiten. Gut finde ich, dass Revell die Radhäuser in Rot(!) berücksichtigt hat – denn das hatte der 442.
Ein Fehler ist für mich eindeutig die Bemalung des Luftfiltergehäuses (Baustufe 42, Bauteil 45). In der BA in gold beschriftet, finde ich bei meiner Recherche nur Luftfiltergehäuse in glänzendem Schwarz.
Haben wir uns durch die Bauanleitung gearbeitet, schließt sie mit den Decals für die Karosserie ab.
Mein Fazit und abschließende Worte
Grundsätzlich möchte ich den Bausatz weiterempfehlen.
Die Bauteile sind exzellent gespritzt, in herrlichem und neutralen weiß. Ich habe minimale Gießgrate entdecken können. Die Oberflächen sind tadellos, speziell im Innenraum ist es schlichtweg perfekt. Über den Chrom läßt es sich streiten.
Die Möglichkeiten der schwarzen und weißen Decorstreifen lassen zudem die eigene Farbwahl komplett offen – wenn man auf die beigelegten Farben verzichtet.
Was mir etwas missfällt sind die schwach ausgeprägten Sicken der Karosserie. Aus meiner Sicht muss da Hand angelegt werden, um sie zur Geltung zu bringen.
Was mich jedoch stört ist, wenn „eklatante“ Fehler in der Bauanleitung vorhanden sind.
Falsche Bemalungshinweise (Luftfiltergehäuse oder auch Keilriemenscheibe in Wagenfarbe) und vor allem bei dem „442“, die Optionen falscher Bauteile der Hinterachse kann ich nicht nachvollziehen. Mag sein, dass ich da etwas zu tief recherchiert habe – aber wenn mir in der Bauanleitung etwas komisch vorkommt so wie die Sinnhaftigkeit einer Hinterachswahl in Baustufe 26, dann lege ich da etwas mehr Augenschein darauf, welcher Hintergrund sich mir eröffnet. Wer dazu mehr Detailbilder sehen und die Details lesen möchte, den bitte ich mein erstes Review anzulesen.
Hier bei der Set-Variante mit vier Farben ist auch klar, dass diese die ganzen 23 benötigten Farben nicht abdecken! Hier könnten in „Wagen-/Inneraumfarbe“ gespritzte Kunststoffe von Vorteil sein, so wie es Revell mit den Steckbausätzen macht.
Es ist natürlich eine Gratwanderung, was ich dem Einsteiger oder dem „Profi“ an Kunststofffarben anbiete:
Ich bevorzuge klipp und klar weiß, um in meiner Farbgestaltung frei zu entscheiden. Für den Einsteiger, um ihm das Hobby nahe zu bringen, kann ich farbige Kunststoffe nachvollziehen.
So ist vielleicht die Variante mit dem Beilegen der Farben, die ich optisch sehe und theoretisch abgedeckt werden können keine sooooo schlechte Idee. Karosserie und Innenraum – das fällt ins Auge.
Dominik Weitzer, Modellbaustammtisch Recklinghausen