Nach unserem ersten Teil des Estafette-Werkstattberichtes folgen nun weitere Verzweiflungstaten zweier Modellbauer …
Karsten: Die Idee der Schnittmuster zum Abkleben der Scheiben ist gut, aber ich hab mich dennoch für meinen bewährten Weg entschieden und einfach Tape geklebt und die Konturen erst mit einem Zahnstocher und dann mit einem frisch ausgepackten Skalpell nachgezogen Michael: Ich Dussel konnte natürlich nicht widerstehen und habe auch nicht auf die warnenden Worte meiner MItkleber gehört und die mitgelieferten Papiermasken ausgeschnitten und mit Holzleim (so steht es in der Anleitung!) aufgeklebt – KATASTROPHE!
Die Ränder fransen durch die Feuchtigkeit des Holzleimes aus (das Papier wird wohl angefeuchtet!) und es dauert eeeewig, bis der Holzleim ausgehärtet ist. Außerdem hatte ich Bedenken, ob man die Masken nach dem Durchhärten des Leims und der Farbe überhaupt noch abbekommt!
Zweiter Versuch mit Humbrol MASKOL als Kleber – gleiches Ergebnis (hier von außen photographiert):
Ergo: Ich mach es wie Karsten und benutze das gute alte und verlässlich erprobte Tamiya-Tape.
Schritt 1: Ein übergroßes Stück aufkleben und mit einem Zahnstocher die Kanten nachfahren:
Schritt 2: Mit einem FRISCHEN Skalpell diese Kanten schneiden und dann das überschüssige Tape entfernen:
Und so schauen die beiden Fronttüren nach dem Maskieren innen und außen aus (der kleine Maskol-Klecks ist eine Schnittreparatur – wenn man kurz abgelenkt ist!):
Das Ganze dauert echt nicht lange (auf alle Fälle geht es schneller als die Papiermasken aufkleben!) und da das Maskingtape tatsächlich direkt auf dem Plastik klebt, ist auch die Gefahr des Unterlaufens von Farbe minimal!
Karsten: Nun folgt etwas Theorie, die mit der Besonderheit der neuen Heller-Kits zu tun hat, Türen komplett klar zu gießen Da das Material eine gewisse Schichtdicke hat, kann man je nach Winkel durch die Scheibe auf die Rückseite der inneren Lackierung blicken. Grundiert man weiß, blitzt dort ein weißer Schatten durch. Da die Estafette ziemlich breite Gummidichtungen an den Scheiben hat, werde ich daher schwarz grundieren, um diesen Effekt zu vermeiden. Da ich vorhabe, die vom Bauplan vorgesehene Gendarmerie zu bauen, ist Schwarz eh keine schlechte Wahl.
Und einige Zeit später:
Im Detail geht der Plan wohl auf:
Beim Anschneiden am Modell zeigt sich, dass die Grundierung am sehr glatten klaren Kunststoff nur bedingt haftet. Leider muss diese Arbeitsweise jetzt bis zur letzten Lackschicht durchgezogen werden, jedes weitere Abziehen und neu kleben bedeutet zusätzliches Risiko, dass die Grundierung mit dem Tape abgeht.
Michael: Auch beim Thema „Grundierung“ hätte ich auf Karsten hören sollen und mit dem „Gummidichtungsschwarz“ beginnen sollen. Aber wie es so ist: Der Doktor weiß natürlich alles besser und grundiert weiß! Ergebnis: Das Grundierungsweiß scheint jetzt bei den Fensterdichtungen durch! Aber nu isses zu spät, um daran was zu ändern – wieder was gelernt!
Aber warum überhaupt weiß?
Nun, ich baue meine Estafette als Feuerwehrauto im schicken Sapeurs-Pompiers Rouge:
Auch bei mir haben die einzelnen Farbschichten jede Menge Zeit zum Trocknen und Durchhärten bekommen – und in der Zwischenzeit habe ich mich anderen Projekten gewidmet.
Doch zurück zu Karsten: Also zwischen den Trocknungsphasen etwas am Unterboden weiter gearbeitet.
Die Endmontage der letzten Motorteile ist eine traurige Chronologie des Verschwindens, da dieser wunderschöne Motor letztlich kaum noch zu sehen sein wird:
Michael: Ehrlich gesagt verstehe ich oft nicht, warum Automodellbauer immer so nen Aufwand mit dem Lackieren, Verkabeln und Detaillieren ihrer Motoren treiben, wenn die dann letztlich unter der Motorhaube verschwinden!
Aber das ist wohl wie mit Panzerbastlern, die einen „Full Interior Kit“ bauen, nur um dann alles unter Panzerplatten verschwinden zu lassen – man muss es nicht verstehen, aber man muss es akzeptieren!
Ich selbst fand es auch schade, dass man später vom Motor eigentlich fast gar nichts mehr sieht und habe mir deswegen bei der Detaillierung und Bemalung des Kühlergebläses und des Kühlers die Freiheit herausgenommen, weder das eine noch das andere zu tun – einfach nur „zusammengeklebt“!
Denn schließlich verschwindet alles hinter der Front der Estafette:
Karsten: Abschließend etwas Kosmetik mit dem Weathering Sets von Tamiya. Von unten sind Fahrzeuge ja nun einmal selten blitzblank:
Und damit schließen wir den zweiten Teil – aber keine Bange: Es wird im neuen Jahr weitergehen!
Karsten Schulz und Dr. Michael Brodhaecker, Modellbaustammtisch Recklinghausen