Dornier Do 217 N-1 Nachtjäger in 1:48 von ICM # 48271

Eine „lahme Krähe“ mit allerhand Feuerkraft

ICM hat ja schon die He 111 und die Ju 88 in etlichen Versionen umfangreich in die Regale der Händler gestellt. Bei den Dornierprodukten gilt dies für die Do 17 und 215 ebenso. Im Rahmen der „Familienplanung“ für die Do 217 – und eine Familie wird es bestimmt – beginnt der Hersteller aus der Ukraine nun mit einer späten Nachtjägerversion …
Im Original wurden die Nachtjägerversionen J (mit Sternmotoren) und N (mit Reihenmotoren) unmittelbar aus den entsprechenden Bomberversionen E und K abgeleitet. „Unmittelbar“ ist hier wörtlich zu nehmen, das bedeutete, dass der Nachjäger zunächst die komplette Bomberausstattung behielt. Er hatte also so „nützliches“ Zubehör für die Nachtjagd wie Bombenschächte und -zielgerät, Sturzflugbremse und Abwehrstände mit Bewaffnung. Dazu kam dann die nachtjägerspezifische – sogar sehr umfassende – Bewaffnung und Rumpfverkleidung sowie die entsprechenden Suchgeräte. So stand dann ein Nachtjäger mit gut und gerne zwei Tonnen Übergewicht auf dem empfindlichen langen Fahrwerk eines Hochdeckers. Die Flugleistungen lagen entsprechend noch weit unter denen der Bomberversionen und waren – abgesehen von der vergleichsweise langen Flugzeit – den Anforderungen an einen Nachtjäger überhaupt nicht gewachsen. Das Flugzeug war daher trotz der schweren Bewaffnung – unter anderem auch der ersten Schrägbewaffnung bei deutschen WKII-Nachtjägern – äußerst unbeliebt bei den Besatzungen. Der Ausbau der bomberspezifischen Ausrüstung brachte später einige Verbesserungen und wurde in Versionen -2 Serienstandard, aber das ist eine andere Geschichte zu einem bestimmt noch erscheinenden anderen Bausatz.

Wieder in dem stabilen Innenkarton finden sich zwei Beutel mit sicher und sauber verpackten Spritzgussästen, darin ein weiterer Beutel mit dem Klarsichtast, der Decalbogen und die Bauanleitung. Also die ICM-Ausstattung wie sonst auch, der Bausatz ist so angelegt, dass weitere Resin- und Ätzteile für die Vollendung nicht benötigt werden:
ICM-48271-Do-217-N-1-2 Dornier Do 217 N-1 Nachtjäger in 1:48  von ICM # 48271Spritzast A enthält die großen Rumpfteile, die Teile für das Heckleitwerk und den Bombenschacht sowie einige Rumpfspanten mit Ausrüstung:
ICM-48271-Do-217-N-1-3 Dornier Do 217 N-1 Nachtjäger in 1:48  von ICM # 48271Die Ausführung mit scharfen Gravuren und erhabenen Details im Innenraum aus dem ICM-typischen grauen Plastik ist wieder einmal fehlerfrei:

Ast B bringt die großen Tragflächenteile. Die Oberseite ist durchgehnd konstruiert, die Unterseiten kommen dann an den Rumpf. Das ist so gut überlegt!
ICM-48271-Do-217-N-1-10 Dornier Do 217 N-1 Nachtjäger in 1:48  von ICM # 48271Auch hier wieder eine prima Detaillierung:

Spritzast C bringt insbesondere die Motor- und Fahrwerkgondeln, Cockpitseiten und die Rumpfspitze sowie einen Zusatztank für den Bombenschacht und die Bombenschachtklappen für die offene Darstellung:
ICM-48271-Do-217-N-1-14 Dornier Do 217 N-1 Nachtjäger in 1:48  von ICM # 48271Auch hier wieder ein paar nähere Blicke auf die Detaillierung der Motorgondeln:

Sowie auf den Cockpitseitenwände und die Rumpfspitze mit den Löchern für einen Teil der Bewaffnung und die Radarantennenträger:

Für die Modellbauer/-innen die die ICM-Bausätze der Ju 88, He 111 oder der früheren Do’s kennen, ist spätestens jetzt eine Frage zu stellen. Ist was aufgefallen?? Ja, die Detaillierung ist verbessert worden!!! Die Gravuren sind einen Tick feiner und der Detaillierungsgrad bei den Innenteilen ist höher geworden. ICM hat hier wohl den Qualitätssprung aus den letzten Jet-Bausätzen (z. B. MiG-25) mitgenommen. Sehr erfreulich das Ganze!

So geht es auch weiter beim Spritzast D, der die Masse der Teile für Motoren und Fahrwerke liefert und demgemäß doppelt vorhanden ist:
ICM-48271-Do-217-N-1-21 Dornier Do 217 N-1 Nachtjäger in 1:48  von ICM # 48271Hier von nahem die Motorblöcke, Motoraufhängung und die Flammvernichter. Die Motoren werden wieder Modelle im Modell:

Und ebenfalls die Hauptfahrwerkräder, das höchstdetaillierte Spornrad und ein Federrad, dass etwas Nacharbeit benötigt und damit Ausnahme von der Regel in der Spritzqualität ist:

Der letzte grau Spritzast E enthält dann noch Teile für die Quer- und Höhenruder, die Fahrwerkklappen und weitere eher kleine Teile:
ICM-48271-Do-217-N-1-28 Dornier Do 217 N-1 Nachtjäger in 1:48  von ICM # 48271Hier das Instrumentenbrett, die Fahrwerkklappen von innen (ohne die bei anderen Herstellern gerade hier so „beliebten“ Auswerfermarken) und der „Notsitz“ neben dem Piloten:

Die Klarsichtteile für die große Haube, die Waffenstände eine Zusatzpanzerplatte und  sind mal wieder wirklich Klasse. Die zu lackierenden Bereiche sind mattiert und die verbleibenden „Glasteile“ sind wirklich glasklar:

Hier zum Beweis noch mal die 2-Euro-Münzen-Probe mit dem gut erkennbaren Scheitel bzw. Konterfei eines bekannten Politikers:

Nun noch ein Blick auf die nachtjägerspezifische Ausstattung, die am Modell von außen sichtbar ist. Vorgesehen ist aus dem Bausatz die Nachbildung der vollen Bugbatterie mit acht Waffen/Rohren. In diesem Fall die frühe Version mit 4 MG-17 und 4 MG-FF. Die Nachbildung kann sich hier jeweils auf die Rohrmündungen beschränken. Die typischen Trichterspitzen und die Rohrmäntel für die MG-17 sind für die Möglichkeiten aus dem Spitzguss sehr gut gelungen:
ICM-48271-Do-217-N-1-36 Dornier Do 217 N-1 Nachtjäger in 1:48  von ICM # 48271Die MG-FF mit richtigerweise glatten Rohren weisen die großen Trichter der Mündungsfeuerdämpfer, die beim Nachteinsatz nötig waren, auf. Der Trichter müsssen also nach vorne und können noch aufgebohrt und etwas spitz eingefräst werden. Auch hier ist die Nachbildung sehr gut gelungen:
ICM-48271-Do-217-N-1-37 Dornier Do 217 N-1 Nachtjäger in 1:48  von ICM # 48271Bei folgenden Versionen wird es ggf. dann noch 4 mal die MG-151/20 mit noch längeren Rohren und größeren Mündungsfeuerdämpfern geben, die noch spektakulärer aussehen.

Die vorgesehene und zeitlich auch richtige Antennenanlage ist die eines Lichtenstein C 1 FuG 212. Das ist nun ausgerechnet die feinteiligste Anlage, die naturgemäße sehr schwierig in Spritzguss nachzubilden ist. Unsere Modellbaukollegen mit den ganz spitzen Pinzetten und den superruhigen Händen werden vielleicht ein Aftermarketprodukt verwenden. Für alle anderen muss es bei den Möglichkeiten aus dem Spritzguss bleiben. Denen entsprechen die Nachbildungen von ICM, die mehrteilig aufgebaut sind und gute Befestigungsmöglichkeiten bieten. Ggf. kann man die vordersten Dipole durch dünneren Draht ersetzen:
ICM-48271-Do-217-N-1-38 Dornier Do 217 N-1 Nachtjäger in 1:48  von ICM # 48271Der Decalbogen liefert neben den großen Markierungen Instrumentenskalen, die die Verfeinerung der entsprechenden Bretter erleichtern, sowie einige Wartungsaufschriften und Begehstreifen. Der Bogen macht einen guten und fehlerfreien Eindruck. Witzigerweise ist aus dem „Federbein“ ein „Federdein“ geworden, aber das sieht man nur in der Vergrößerung – ist tatsächlich kein Problem:
ICM-48271-Do-217-N-1-39 Dornier Do 217 N-1 Nachtjäger in 1:48  von ICM # 48271Die Bauanleitung ist immer noch im bisherigen ICM-Style. Zunächst ein paar Angaben zum Original, dann die Übersicht über die die Farben mit Hinweisen auf das Tamiya und Revell-Sortiment, aber auch mit RLM-Farbschlüsseln und generischen Angaben, die die Auswahl aus anderen Sortimenten leicht machen. Es folgt eine Übersicht über die Spritzäste, in der keine überzähligen Teile markiert sind, da es sich um die Erstversion für die Do 217 handelt:

Zum Ende der Anleitung folgt eine Übersicht über die Anbringung der Markierungen und der Standardfarben auf Ober- und Unterseite:
ICM-48271-Do-217-N-1-LAckierung Dornier Do 217 N-1 Nachtjäger in 1:48  von ICM # 48271Zwei Seiten zum Schluss sind dann den Seitenansichten der vier Markierungsvarianten gewidmet. Es handelt sich um zwei Erprobungsmaschinen, einmal mit weit heruntergezogenem Oberseitenanstrich, die noch die Stammkennzeichen tragen und zwei Einsatzmaschinen. Einmal mit mehrfarbiger Tarnung und zum Schluss komplett Schwarz, diese Lackierung ist dann mit den angebrachten Schattierungen innerhalb der schwarzen Flächen immer wieder eine besondere Herausforderung. Alle Varianten sind ausreichend dokumentiert und somit keine Erfindungen:

Die eigentliche Bauanleitung liegt dazwischen und führt über 17 Seiten mit 85 nummerierten Baustufen mit exakten Platzierungshinweisen und eingestreuten Farbangaben zum Ergebnis. Soweit ist alles völlig in Ordnung. Da die Motorgondeln geschlossen und mit sichtbarem Motor hergestellt werden können, ist die Anleitung hierzu auf den Seiten 8 bis 10 geteilt, links mit sichtbarem Motor, rechts mit geschlossener Gondel:

Das Cockpit wird mit vielen Teilen für die Darstellung der Wände und Bedienkonsolen dargestellt und verspricht ein sehr gutes Erscheinungsbild. Der Rumpf-Tragflächenzusammenbau erfolgt wieder mit starken Streben und kräftigen Klebelaschen und erzielt damit eine gute Stabilität.

Die Bauphilosophie von ICM sieht auch hier wieder den Zusammenbau großer Baugruppen zunächst einzeln und deren Zusammenfügung in späteren Schritten vor. So für das komplette Heckleitwerk und die gesamte Triebwerks- und Fahrwerkverkleidung mit bereits montiertem Fahrwerk – auf jeden Fall wie bei jedem anderen Bausatz auch ordentlich Probepassungen machen! Das begünstigt sicherlich auch die Konzeption von Bausätzen mit anderen Motorvarianten im Rahmen der oben angesprochenen „Familienplanung“.

Zu beachten ist beim Zusammenbau der Motorgondeln, ob die Motoren eingebaut werden sollen. Bei diesem Bausatz ist es möglich, die Motoren weg zu lassen. Bei vorgesehenem Motoreinbau müssen allerdings die Vorderteile der Verkleidungen an einer markierten Stelle abgeschnitten werden. Offene Klappen sind nicht vorgesehen, d. h. der Motor steht dann völlig frei. Die Motoren können aber z. B. auch als Dioramazubehör (Stichwort: Motorwechsel) verwendet werden. Insoweit passen sie auch zu anderen Flugzeugen, so zur He 219, Do 335, Ta 152 und Me 410.

ICM bietet hier einen Bausatz, den es in diesem Maßstab von anderen Herstellern nicht gibt, mit gegenüber den vorherigen deutschen Zweimots nochmals verbesserter Ausführung. Er stellt eine hervorragende Ausgangsbasis auch für Anfänger im Bau von größeren Zweimots dar. Wesentliche Klippen sind nicht zu erwarten. Da auch die angesprochenen vorherigen Bausätze schon sehr empfehlenswert waren, ist es dieser Nachtjäger erst recht. Also ran Modellbauer/-innen und macht der lahmen Krähe Beine!!

Weiterhin darf sich die Modellbaugemeinde sicherlich auf demnächst erscheinende Bomberversionen (mit Hs-293 oder Fritz X??) oder andere Nachtjäger freuen.

Erhältlich ist dieser Superkit im online-shop von Modellbau König.

Hermann Geers, Wietmarschen