Pünktlich wie angekündigt liefert uns Revell den neuen Bausatz der Junkers Ju 188 A-2 „Rächer“ im beliebten Maßstab 1:48 aus.
„Neu“? Zumindest steht es so auf dem recht großen Karton …
Aber es handelt sich, wie die „Insider“ wissen, um eine Wiederauflage des Dragon-Bausatzes aus 1994 mit neuen Decals und dieser basiert wiederum auf dem Dragon-Bausatz der Ju 88 aus dem Jahr davor. Allerdings ist hier aus der Dragon A-1 eine (richtige) Revell A-2 geworden. Da es keinen anderen Spritzgussbausatz der 188 in diesem Maßstab gibt und dieser auch seinerzeit ein sehr ansehnliches Niveau lieferte, wurde diese Ankündigung sehr erfreut zur Kenntnis genommen. Der Bausatz ist auf die Bomberversion mit dem Jumo-Reihenmotor ausgerichtet und entspricht damit der größten Serienversion mit dieser Motorisierung. Im großformatigen Stülpkarton aus recht dünner Pappe (also ein kleiner Fortschritt zum schlabberigen Seitenladerkarton) haben wir die Spritzlinge in einem Beutel, aus dem auch noch eine kleine Ätzteilplatine herauslugt, den Decalbogen und die Bauanleitung:
Die Spritzäste sind in mehrere nicht wiederverschließbare Beutel (das ist nicht so schön) untersortiert, aber nicht einzeln verpackt. Beginnen wir also mit Ast A für die großen Rumpfteile und allerhand Innenausrüstung und weitere Kleinteile. Etliche Teile werden hier allerdings nicht benötigt, da dieser Ast ursprünglich für die Ju 88 gedacht ist:
Die Gravuren sind an allen Außenflächen kräftig, aber nicht superscharfkantig und alle gleichmäßig breit. Das ist der seinerzeit übliche Standard. Heute immer noch in Ordnung, aber nicht mehr in der Spitze einzuordnen. Hier der Rumpf und die untere Abdeckung:
Das Funkgerätebrett und die Teile für das Fahrwerk sind sehr schön gelungen. Der Pilotenstuhl braucht jedoch einiges an Nachbearbeitung und rund um das Heckrad ist reichlich Gussgrat vorhanden:
Ast B liefert uns die Grundkonstruktion für die Tragflächen und stammt ebenfalls aus dem Ju 88 Bausatz. Hier wird alles benötigt:
Auch hier sind die Gravuren auf dem oben schon beschriebenen Standard:
Am Ast C finden sich alle Teile für das Seiten- und Höhenleitwerk. Die Ruder sind jeweils getrennt hergestellt und können wohl etwas angelenkt dargestellt werden, wenn man dies möchte:
Auch von Nahem die bekannte Ausführung:
Ast D mit den Teilen für die Motorgondeln ist doppelt vorhanden und stammt ebenfalls – wie deutlich ersichtlich – schon von der Ju 88. Hier wird fast alles benötigt:
Eine Motornachbildung ist hier im Bausatz nicht enthalten. Die Motorgondeln werden mit den Flammvernichtern hergestellt und ergeben dann eine recht realistische Nachbildung, die Frontansicht ist allerdings komplett geschlossen:
Auch Ast F ist doppelt und schon von der Ju 88 bekannt. Er liefert die Räder, Propellerblätter und -hauben sowie weitere Fahrwerkteile und die -klappen. Ebenfalls ist noch je ein Bombenträger angespritzt:
Die Propellerblätter erscheinen ungleich und etwas kurz, ansonsten sind die Details an diesem Ast hervorragend, wenngleich einige ärgerliche Auswurfmarken vorhanden sind:
Vom Ast K werden nur die beiden Bombenträger außen benötigt. Die Motorhauben für die Sternmotorversionen bleiben natürlich über:
Spezifische Teile für die 188 enthält dann der Ast L mit dem Vorderrumpf („Kampfkopf“) und der Verlängerung der Tragflächen. Einige Teile für die Torpedobomberausführung werden auch hier nicht benötigt:
Die großen Rumpfteile sind außen und innen ansprechend detailliert. Leider sind außen ein paar Sinkstellen vorhanden, die einer kurzen Nachbehandlung bedürfen:
Die Querruder haben einiges an Gussgrat, dafür ist die Aufhängung sehr gut detailliert:
Für den Innenraum ist ein ganz hervorragendes seitliches Instrumentenbrett vorhanden, dass noch mit Decals verfeinert wird. Der Cockpitboden ist da schon etwas grober. Hier sind auch die Bordwaffen vorhanden, die einmal eher flau und zum anderen ganz schön ausfallen:
Zum Schluss bei den grauen Spritzlingen gibt es noch zweimal Ast R für jeweils zwei SC 500 Bomben. Die Beladung damit ist dann eher „leicht“:
Die Bomben sind recht gut gelungen, wenn auch nicht überragend, die Schlingerpratzen allerdings sind schön filigran:
An Klarsichtteilen liegen drei Äste bei, davon zwei aus der ursprünglichen Ju-88, von denen einer, der unten links, gar nicht benötigt wird:
Benötigt wird der Ast G mit kleinen Positionslichtern und der Abdeckung für die Antenne auf dem Rumpfrücken, diese ist schön glasklar:
Der absolute Höhepunkt bei den Spritzästen ist Ast J mit der elegant gebogenen Bugverglasung. Und diese ist hervorragend gelungen!!
Hier zuerst die hintere Abdeckung, die an der Linsenlafette feine Gravuren hat:
Und nun die zweifach gewölbte vordere Abdeckung. Einfach klasse!!
Schließlich noch die Abdeckung des Drehturms:
Die kleine Ätzteilplatine ist als Ast M ausgewiesen und enthält als prominentes Teil die Peilantenne für den Rumpfrücken und einen Abweiser am Bug, der laut Lackierungsanleitung nicht vorhanden war. Weiterhin sind vorhanden: Grätlings für die Flammdämpfer, die Betätigungen für die Fahrwerkklappen, eine Ringantenne, die Lafette für die Bugwaffe und Visiere für die Waffen. Die Ausführung entspricht nicht mehr so ganz den heutigen Möglichkeiten:
Bezüglich der Lackierungsalternativen und der Gestaltung des Decalsatzes hat sich Revell wieder der Zusammenarbeit mit House of Pantoms (AirDoc) bedient und wieder war das eine richtige Entscheidung. Der Decalsatz für die beiden Alternativen ist umfassend und drucktechnisch – wie bei Revell üblich – ganz hervorragend. Löblich ist hier auch, dass Decals für das Gurtmaterial beigefügt sind. Das ist immer eine gute Grundausstattung und fehlt bei anderen Anbietern häufig:
Bei der Bauanleitung wird durch die bunten Verarbeitungs- und Farbhinweise der Eindruck einer neuartigen Revell-Anleitung erweckt. Das ist aber nicht ganz so, da die farbigen Teile in den Bauschritten nicht vorhanden sind. Im Grunde handelt es sich um die Grafiken aus der alten Dragon-Bauanleitung, die auch nicht so großformatig sind, wie bei den neueren Revelleigenen Anleitungen. Nichtsdestotrotz ist die Anleitung auf jeden Fall geeignet, um den angestrebten Modellbauerfolg auch zu erreichen und damit erfüllt sie doch ihren Zweck:
Die zwei Lackierungs- und Markierungsanleitungen sind dann großformatig mit jeweils Vier-Seiten-Ansichten in schönem Farbdruck gestaltet. Das ist dann wieder ganz prima und auf hohem aktuellem Stand. Es sind auch RLM-Farbangaben vorhanden.
Die erste Version stellt ein Flugzeug des KG 6 dar, das links eine Ersatztragfläche im alten Anstrich erhalten hatte. Somit ist für Abwechslung bei der für sich allein schon attraktiven Netzlackierung gesorgt:
Die zweite Alternative vom KG 2 zeigt den RLM 70/71 Grundanstrich auf den Oberseiten, der mit hellem RLM 76 großflächig nachbehandelt wurde. Am Seitenruder gibt es noch etwas Määnder. Auch das sieht sehr attraktiv aus:
So macht man das richtig gut bei Wiederauflagen!!
Es bleibt damit auf jeden Fall ein nützliches und wertiges Update von Revell, da es ja auch keine Alternative in diesem Maßstab gibt (das soll keine Abwertung sein!). Preis-Leistung sind in guter Ordnung und insbesondere die Lackierungsalternativen sind sehr schön gewählt. Es ergibt sich ein sehr sehenswertes Modell mit einer besonderen Optik durch den großen verglasten Bugbereich, das für einige Einschränkungen aus dem ja recht alten Grundbausatz entschädigt. Ein wenig Modellbauerfahrung sollte vorhanden sein und dann funktioniert das schon, der Bausatz ist gar nicht so kompliziert. Level 5 kommt wohl von der Größe und der Anzahl der Teile.
Abschießend gebe ich noch der Hoffnung Ausdruck, dass Eduard wenigstens den Maskensatz für die Ju-188 von Dragon wieder auflegt. Sonst maskiert man sich hier den sprichwörtlichen „Wolf“ und das könnte man sich dann doch ersparen.
Erhältlich im online-shop von Modellbau König.
Hermann Geers, Wietmarschen