Porsche 911 Carrera 3.2 Coupé in 1:24 von Revell # 07688

Schon etwas länger hat uns Revell den Porsche 911 Carrera als Bausatz auf den Gabentisch gelegt…
Ich denke, zum Porsche 911 muss man nicht viel sagen. Es gibt unzählige Literatur über den schönsten 911er aller Zeiten (aus meiner Sicht). Sei es Modellvielfalt, Technische Beschreibungen, Handbücher oder die Geschichte von Porsche – man findet einfach alles, was es zu wissen gibt.

Nur kurz und grob möchte ich das Modell anreißen. Das im Volksmund genannte „G-Modell“, den Revell hier zugrunde legt, ist schon das ausgereifteste Modell dieser Evolution. Von 2,7 über 3,0 zu dem 3,2-Liter-Triebwerk ist das die beste Wahl. An der Karosserie hat sich am Elfer seit seiner Überarbeitung 1976 nur „Kleinigkeiten“ geändert, die der Profi nutzen kann, um das exakte Baujahr zu bestimmen. Luftgekühlter Heckmotor, Sechszylinder Boxer und ein unverkennbarer Motorklang zeichnen ihn aus. Selbstverständlich Zündschlüssel links, das knackige Schaltgetriebe – perfekt.

Wer wie ich als Kind das 911er Cabrio von Revell (#7245) kennt, das ich hier schon besprochen habe, wird sich freuen, dass ein unüberlesbares „NEW“ auf dem Karton steht. Das Coupe auch hat nichts mit den alten, antiquarischen Carrera RS 3.0 (#07004) mit den Wurzeln bis in 1976 zu tun, zum Glück!

„NEW“ hat auch nicht immer zu bedeuten, dass auch wirklich ein neuer Bausatz (im Sinne von neu entwickelt!) in der Schachtel ist, ist es hier aber tatsächlich der Fall… Karsten hat uns den Porsche 911 Targa (07689)  schon näher gebracht, so folgt nun das ebenfalls formschöne Coupe.

Schauen wir mal auf die sehr schön illustrierte Schachtel:

Zweiter Außenspiegel, Seitenblinker und Nebelleuchten stellt das Mitte/Ende der 1980iger Modelljahre dar, ich würde ihn so um die 1985 datieren. Der Spoiler vorne war nach meinem Wissen nur in Verbindung mit dem flachen Heckspoiler als Option wählbar. Zumindest ist es bei meinem 911er in den Papieren eingetragen, aber der Heckspoiler wurde nie montiert ?

Auf der Rückseite zeigt uns Revell ein zusammengebautes Modell, ein kurzer Abriß zur Geschichte und die benötigten Farben:

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Was gibt’s in der Schachtel?
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Alles aus dem Seitenöffner (wie immer für den Deutschen Markt…) raus geschüttelt, haben wir 4 graue, 3 silberne Gießäste, die silberne Karosserie, zwei Klarsichtbögen, Gummireifen, Decals und die Bauanleitung.

Die Bauteile sehen durchweg sehr gut aus. Sie sind auf der Höhe der Zeit und haben wenig bis keine Gießgrate. Ich habe ebenfalls keine Fischhäute entdeckt – das ist gut!

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Näher betrachtet, wissen nicht alle Details zu gefallen. Die Oberflächen und Details sind „so wie sie sein sollen“, am Armaturenbrett (hier das RHD) wirken die Knöpfe etwas verwaschen und die Lüftungsgitter deutlich zu grob und unausgeformt:
13_Revell-Porsche911-07688_023 Porsche 911 Carrera 3.2 Coupé in 1:24 von Revell # 07688Gerade über dem Radio sind die Knöpfe mangelhaft. Das sind RUNDE Zugknöpfe/Schalter! Keine irgendwelche-Drehknöpfe…
Am Armaturenbrett gefallen mir noch zwei Sachen nicht, die schlampig umgesetzt wurden:
Das Loch über dem Radio? Da steckt normalerweise der Zigarettenanzünder (ja, das gab es damals!) drin! Warum fehlt der?

Rechts neben dem Zündschloss sitzt zumindest bei meinem Elfer der Zugknopf, um den Tankdeckel zu öffnen….was soll das darstellen?! Ein Knopf ist ein Knopf und keine Unterlegscheibe…

Super finde ich die durchbrochene Heckklappe, weniger gut gefällt mir die Haptik des silbernen Kunststoffes. Es wirkt mir persönlich zu dünn und „billig“ – im Gegensatz zu den verwendeten grauen Spritzlingen!
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Zwei vordere Bugschürzen mit und ohne Spoiler zur Wahl sind gut, halbwegs gelochte Bremsscheiben die für mich in dieser Ausführung keinen Sinn machen(?), wiederum das durchbrochene Lüfterrad sehr gut gemacht – ein Auf und Ab von gut und weniger gut:

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Die Klarteile. Sie sind wie alle Bauteile Separat verpackt auf zwei Spritzlingen verteilt ohne Kratzer und ohne Fehl und Tadel:
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Sehr dünn und ohne irgendwelchen Verzug:
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An den Klarteilen finden wir noch die Blinkleuchten für Euro (eingekreist, mit der seitlichen Gummileiste angegossen) und „Rest der Welt“ wie es Porsche genannt hat. So auch zwei verschiedene Scheinwerfergläser:
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Und wer die grauen/silbernen Spritzlinge aufmerksam anschaut, kann auch neben der Bodenplatte die US-Bumper oder bei den Bugschürzen die verschiedenen Scheinwerfergehäuse erkennen.

Die Reifen sind als Vollgummireifen ausgelegt. Sehr schönes Profil, wie üblich keine Reifenaufschrift auf den Flanken. Das gefällt mir nicht wirklich:

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Die Karosserie ist in silber gespritzt (wie auch die Anbauteile). Soweit habe ich an dieser keine Gießgrate / Formentrennnähte erkennen können. Unzweckmäßig ist die angegossene Stoßstange vorne und die Seitenschweller, was etwas mehr abkleben beim Bemalen der Gummiteile erfordert. Das hat Fujimi durch Einzelteile (Stoßfänger, Gummibalge, Seitenschweller) aus meiner Sicht besser gelöst:

Die beiden Pfeile übrigens zeigen sehr schwach ausgebildete Scheinwerferwaschdüsen…ich würde die weg schleifen, wirkt das eher wie eine „Rotznase“. Die Düsen (siehe Kartonbild) sind rund…

Apropos „schlecht Ausgeführt“:

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Nicht nur bei meiner Karosserie sind die C-Säulen von derart schlechter Qualität, was Sinkstellen an gerade diesen, ungünstigsten Stellen angeht. Das ist deutlich nicht mehr zeitgemäß! Da muss sehr viel Nachgearbeitet werden.

Die Decals sind wie gewohnt in Italien gedruckt und von sehr gut in der Qualität. Scharf gedruckt und hat alles, was man benötigt. Schriftzüge und Armaturen sind lesbar, viele kleine, feine Decals sind dabei, die das Modell aufwerten:
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Eine große Auswahl an Kennzeichen ist dabei. Wie üblich spielen die Revellschen Gestalter ohne Rücksicht auf Real möglicher Buchstaben-Zahlenkombination bei manchen europäischen Nationen wieder mit der „911“ oder anderer Kombination…Niederlande gab nie ein „C“ heraus, Frankreich führte schon seit 1968 vier Ziffern (Statt drei wie 911) in der Region Finistère (die hinten angestellte 29 ? ) vorne an.

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Die Bauanleitung in typischer, bunter Art und Weise lässt keine großen Unklarheiten offen. Von Arbeitshinweisen und Zeichenerklärung geht es über den Farbenbedarf – diesmal nur 50/50-Mischungen – und Bauteileübersicht hinein in das Bauvergnügen. Nach 54 Baustufen steht das wunderschöne Gerät auf den vier Rädern und muss nur noch Final mit Decals versehen werden:

Zwei unklare Sachen gibt es dennoch:

Was will uns Revell mit „Linker“ und „Rechter“ Sitz sagen? Ich hatte gedacht, dass es um den Hebel geht, um die Sitzlehne nach vorne zu klappen….z.B. hat das Bauteil 45 für den linken Sitz nur eine lausige (unnötige) Senke an der Innenseite . An beiden Sitzen fehlt der Hebel, ist am Bauteil nicht vorhanden. Übrigens: der Hebel befindet sich beim Original jeweils an den Außenseiten der Sitze:

Was mich bei der Baustufe 55 stört? Auf frisch lackierter Karosserie eine Antenne (Bauteil 105) aufkleben? Ja.
46_Revell-Porsche911-07688_084 Porsche 911 Carrera 3.2 Coupé in 1:24 von Revell # 07688Normalerweise kann man dazu ein vorbereitetes Loch von der Innenseite der Karosserie im Verlauf des Bauens aufbohren, so wie bei den Seitenblinkern in Baustufe 35. Aber nicht für die Antenne. Kein Loch vorgesehen.

Mein Fazit und abschließende Worte

Glücklicherweise ist dieser Bausatz eine wirkliche Neuentwicklung und hat endlich mit den antiquarischen Porsche 911 Bausatz nichts mehr zu tun.

Er ist durchweg gut gearbeitet, hat verschwindend geringe Gießgrate und ich habe keine Fischhäute entdecken können. Die Details sind mal gut (durchbrochene Schlitze der Motorhaube), mal schlecht (unpräzises Armaturenbrett) oder unklar (Rückenlehnen der Sitze).

Was ich jedoch nicht akzeptieren kann sind zwei Dinge:

Das Erste ist, dass es bei heutiger Technik fast unmöglich sein sollte, Gießfehler zu produzieren. Solche Sinkstellen/Gießfehler, wie sie an der Karosserie im Bereich der C-Säule zu finden sind, sind nicht zeitgemäß und machen dem Modellbauer unnötig Arbeit. Es ist nicht nur diese, meine Karosserie, es sind alle aus unserem Stammtisch „des Leids geplagt“, an diesen Stellen nachzuarbeiten.

Das Zweite, das bei der Entwicklung von neuen Modellen und deren Bau-Optionen – wie hier zum Beispiel links-/rechts gelenkte Modelle – muss vollständig recherchiert werden! Es ist nicht nur das Armaturenbrett und die Pedalerie, die auf der anderen Seite liegen! Es gehören (nicht nur beim 911er!) auch links, oder rechts liegende Scheibenwischer dazu, die Revell nicht berücksichtigt hat.

Den Bausatz des Porsche 911 ist nicht ganz fehlerfrei und ich denke, dass manche Punkte eher auf meinen persönlichen Ansprüchen beruhen. Erst recht, wenn man einen Elfer sein Eigen nennt schaut man auch einmal kritischer hin.

Er hat gut durchdachte Lösungen und wenn man die Bauteile aufmerksam studiert, kann auch ohne Probleme die US-Version gebaut werden – denn diese Bauteile sind alle vorhanden.

Dominik Weitzer, Modellbaustammtisch Recklinghausen